Nach der Sterilisation wieder zeugungsfähig werden? Das geht! Veränderte persönliche Lebensumstände lassen beim Mann nicht selten den Wunsch aufkommen, (nochmals) Vater zu werden und die Vasektomie rückgängig zu machen.
Kinderwunsch trotz Vasektomie – und nun?
Etwa 30 Prozent aller Männer entwickeln nach einer Vasektomie, der Sterilisation mittels Samenleiterunterbindung, einen (erneuten) Kinderwunsch. Meist ist eine neue Partnerin der Beweggrund für bereits sterilisierte Männer, wieder zeugungsfähig werden zu wollen.
Die Zeiten, innerhalb derer die Vasektomie als Verhütungsmethode einen endgültigen und unwiderruflichen Charakter besaß, sind nun glücklicherweise passé: Denn mithilfe einer neuen mikrochirurgischen Operationsmethode lässt sich die Zeugungsfähigkeit des Mannes unter Umständen vollständig wieder herstellen.
Eine Refertilisierung, bei der die durchtrennten Samenleiter wieder miteinander verbunden werden, ist die einzige Möglichkeit, die Vasektomie rückgängig und eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege möglich zu machen.
Refertilisierung – eine Operation unter dem Mikroskop
Um die Vasektomie rückgängig zu machen, gibt es zwei verschiedene und komplikationsarme Operationsmethoden. In beiden Fällen wird in Vollnarkose und einer zweistündigen Operation der Samenleiter des Mannes mithilfe eines OP-Mikroskops und mikrochirurgischen Instrumenten wieder durchgängig gemacht.
- Vasovasostomie: Sofern bei der Operation eine ausreichende Menge an Spermien im hodennahen Samenleiter nachgewiesen werden kann, was bei etwa 80 Prozent der Patienten der Fall ist, werden die durchtrennten Enden des Samenleiters mittels der Methode der Vasovasostomie wieder miteinander verbunden.
- Tubolovasostomie: Sind seit der Sterilisation des Mannes bereits mehrere Jahre vergangen und werden während der Operation keine austretenden Samenzellen im Samenleiter entdeckt, muss dessen Ende an einen Nebenhodengang angebunden werden. Das operative Verfahren der Tubolovasostomie muss jedoch lediglich bei rund 20 Prozent der Männer angewendet werden.
Wichtig: Die Krankenkassen übernehmen die anfallenden Kosten der mikrochirurgischen Operation nicht. Der Wunsch, wieder zeugungsfähig zu werden, muss somit komplett aus eigener Tasche bezahlt werden.
Die Erfolgsquote – wovon hängt sie ab?
Ein erfahrener Spezialist, der sowohl über gute Augen als auch eine ruhige Hand im Umgang mit mikrochirurgischen OP-Instrumenten verfügt, ist das A und O für eine Erfolg versprechende Refertilisierung.
Neben der Erfahrung des Operateurs hängt die individuelle Erfolgsquote auch von der Dauer der Verschlusszeit ab: Liegen die durchgeführte Vasektomie und die damit verbundene Inaktivität des Samenleiters bereits längere Zeit zurück, besteht bei etwa 10 Prozent der Patienten die Gefahr, dass der Samenleiter in den ersten Monaten nach der Refertilisierung via Vasovasostomie erneut „verstopft“.
Wurde die seltenere Operationsmethode der Tubolovasostomie durchgeführt, liegt das Risiko, weiterhin zeugungsunfähig zu bleiben, bei 30 Prozent. Etwa drei Monate nach dem operativen Eingriff erhält der Mann durch ein Spermiogramm Gewissheit darüber, ob im Ejakulat Samenzellen nachweisbar sind.
Gut zu wissen: Gelingt es mithilfe der Refertilisierung nicht, die Vasektomie rückgängig zu machen, besteht die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung der Frau, indem den Hoden des Mannes die benötigten Samenzellen entnommen werden.
Vasektomie muss nicht (mehr) endgültig sein
Auch wenn ein Mann einst triftige Gründe für seine Sterilisation hatte, schließt das nicht sicher aus, dass er diesen Eingriff später einmal bereut. Männer, die sich im Nachhinein doch noch ein Kind wünschen, können ihre Vasektomie rückgängig machen – und so ihre Zeugungsfähigkeit wiederherstellen. Dann ist auch Vater werden nicht (mehr) schwer!
Titelbild: ©istock.com – Dutko
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