Weißmehlprodukte stehen in der Kritik: Sie sollen wenig vorteilhaft für den Kohlenhydrathaushalt sein, dem Körper wenig Nährstoffe und hohe Energiewerte liefern, zu Verstopfung und anderen Problemen führen. Alternativen gibt es, sie sind wohlbekannt, haben bei deutschen Backwaren sogar eine jahrhundertelange Tradition, werden aber immer noch viel zu wenig genutzt. Dinkelmehl, Roggenmehl und andere Mehle fristen immer noch ein Nischendasein in Bioläden und Reformhäusern, werden viel zu wenig genutzt.
Kritik an Weißmehlprodukten aus verschiedenen Lagern
Weißmehl wird nicht nur von Diätjüngern verdammt, sondern steht auch von ärztlicher Seite in der Kritik. Produkte aus Weißmehl haben viele Kalorien, sie sättigen wenig und verleiten dazu, viel zu essen. Dazu kommt, dass die Weißmehlprodukte sehr schnell verdaut werden, was selbst nach üppigen Mahlzeiten schnell wieder zu Hungergefühlen führt.
Die Kohlenhydrate aus Weißmehl stehen dem Körper schnell zur Verfügung, gehen als Zuckermoleküle sofort in das Blut und lassen den Blutzuckerspiegel steigen. Aber der fällt eben auch genauso schnell wieder ab, was mit Leistungstiefs und Müdigkeit in Verbindung gebracht wird. Diese Achterbahnfahrt kann zu Kreislaufproblemen führen und steht im Verdacht, am Ausbruch einer genetisch veranlagten Diabetes beteiligt zu sein. Die ungünstigen Energiewerte von Weißmehlprodukten führen außerdem zu Darmbeschwerden, weil sie das bakterielle Milieu des Darms sehr einseitig beeinflussen.
Sauerteigbrote als gesunde Alternative zum Weißmehl
Jeder kennt das rustikale Bauernbrot mit der krossen Kruste, einem grauen, weichen Innenleben und dem dezenten Geschmack nach Kümmel. Dieses Brot enthält zwar Weißmehl, kann aber bis zu 95 % aus Roggenmehl bestehen. Roggen verleiht dem Brot einen nussigen Geschmack.
Dabei müssen Roggenbrote nicht einmal hart und schwer sein: Sauerteig anstelle der üblichen Backtriebmittel macht den Teig luftig und locker. Solche Brote gibt es noch in kleinen Bäckereien, auf dem Land, hausgemacht von Oma und in Frankreich sogar als rustikales Baguette. Dinkelmehle, Vollkornweizenmehle, Gersten- und Hafermehl können genauso verbacken werden, wenn die Menge und Art der Backtriebmittel angepasst wird.
Schmackhafte Teigwaren fernab von Brot
In Deutschland geht ohne Brot nichts, das ist ganz klar. Aber auch andere Backwaren können ohne oder mit wenig Weißmehl zubereitet werden. Der berühmte American Pancake beispielsweise wird eigentlich aus Buchweizenmehl hergestellt. Buchweizen ist nicht einmal ein echtes Getreide – biologisch betrachtet. Muffins, Sandkuchen und anderes Süßgebäck lassen sich gut mit Buchweizenmehl herstellen. Italienische Teigwaren müssen auch nicht unbedingt aus Weißmehl sein, sondern können aus dunklerem Weizenmehl oder aus Dinkelmehl hergestellt sein. Geschmacklich gewinnen sie dadurch, sie werden etwas kräftiger. Südamerikanische Backwaren wie Burritos und Tortillas bestehen traditionell aus Maismehl.
Der Vorteil liegt in Ballaststoffen und Spurenelementen
Der große Vorteil der Alternativen zu Weißmehl liegt in den Ballaststoffen und den Spurenelementen. Die Kohlenhydrate dieser gröber ausgemahlenen Mehle, die zum Teil sogar aus dem ganzen Korn hergestellt werden, liegen in komplexeren Molekülen vor, die vom Körper nicht so schnell in Zucker gespalten werden. Dadurch sättigen die Teigwaren schneller, werden langsamer verdaut und halten länger satt. Sie enthalten außerdem mehr Spurenelemente wie Mineralstoffe und Vitamine. Das alles kommt der Gesundheit zugute und tut, vom Verdauungssystem über das Immunsystem bis hin zum Herz-Kreislaufsystem, dem Körper einfach nur gut.
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