Bei pflegebedürftigen Angehörigen stellt sich früher oder später die Frage nach der Pflege zu Hause oder in einer Einrichtung. Die Pflege daheim bietet Geborgenheit in der gewohnten Umgebung – aber genauso einige Herausforderungen. Erfahren Sie hier mehr dazu!
Freiheit und Persönlichkeit im eigenen Zuhause
Der größte Pluspunkt häuslicher Pflege ist wohl, dass die zu Pflegenden ihr privates Umfeld nicht verlassen müssen. Zu Hause ist es immer noch am schönsten – getreu nach diesem Motto fühlen sich viele Menschen in ihren eigenen vier Wänden wohler, als beispielsweise in einem Pflegeheim. Dort wirkt mitunter alles sehr steril. Die Zimmer können zwar ebenfalls individuell umgestaltet werden, oft aber nur zum Teil.
Der Aspekt einer Pflegeeinrichtung bleibt also, selbst mit persönlicher Ausstattung, immer irgendwie erhalten. Gerade viele ältere pflegebedürftige Menschen befürchten, dass sie durch die „sterile“ Atmosphäre eingeschränkt werden. Auch das Zusammentreffen mit anderen, möglicherweise schwerer erkrankten Menschen, kann Ängste auslösen. Gerade Senioren befürchten mitunter, dass das Zusammenleben mit Schwerkranken sie selbst negativ beeinflussen könnte.
Familiärer Anschluss ist Gold wert
Selbst wenn das Pflegeheim nicht weit entfernt von den Angehörigen ist, kommt bei vielen Pflegebedürftigen das Gefühl der „Abschiebung“ auf. Sie fühlen sich ins Heim abgeschoben, aus dem familiären Umfeld verbannt. Selbst wenn das meistens nicht die Absicht der Angehörigen ist, sondern diese sich durch die Einrichtung nur eine bessere Pflege versprechen. Statt sich im Gemeinschaftsraum einer Einrichtung zum Kaffee zu treffen, können die Familiennachmittage wie früher weiterhin im geliebten Wohn- oder Esszimmer stattfinden.
Die Nachbarn erkundigen sich noch immer regelmäßig nach dem Wohlbefinden, Klatsch und Tratsch mit Freunden und Bekannten können ausgelebt werden. Das alles wird durch die Pflege in einer Einrichtung deutlich eingeschränkt – vor allem, wenn sich diese außerhalb des ursprünglichen Wirkungskreises befindet. Auf der anderen Seite ergeben sich in den Pflegeheimen neue Kontakte. Das kann durchaus frischen Wind ins Leben bringen, aber genauso negativ aufgefasst werden.
Medizinische Versorgung durch ambulante Pflege
Zuhause gepflegt zu werden bedeutet oft, dass Angehörige wie Partner, Kinder oder Enkel zumindest Teile der Pflege übernehmen. Das stellt die Familie vor einige Herausforderungen. Schließlich ergibt sich durch die Pflege eine neue, große Verantwortung und eine regelmäßige und dauerhafte Verpflichtung. Je nachdem, wie sehr die Person betreut und gepflegt werden muss, schränkt das den Alltag der Angehörigen mehr oder weniger ein.
Ebenso ist die medizinische Versorgungssicherheit daheim geringer als in einem Heim. Dort stehen rund um die Uhr medizinische Fachkräfte zur Verfügung, die zudem meist auch besser ausgebildet sind als die Angehörigen. Bei Schwierigkeiten und Notfällen reagieren Fachkräfte zudem oftmals schneller und routinierter, viele Handgriffe sitzen. Das kann im Ernstfall von Vorteil sein.
Vor- und Nachteile häuslicher Pflege im Überblick
Die Pflege zu Hause erscheint vielen Betroffenen und Angehörigen aber noch immer als bessere Entscheidung. Hier eine kurze Zusammenfassung und einige weitere Punkte, welche die Entscheidung erleichtern können:
+ Leben in gewohntem Umfeld
+ Der Anschluss zur Familie, zu Freunden und Bekannten bleibt erhalten
+ Privatsphäre und individuelle Entfaltungsmöglichkeiten
+ Gewohnheiten wie tägliche Spaziergänge, der Blick aus dem eigenen Fenster oder Ähnliches bleiben bestehen
– Medizinische Versorgung im Notfall zu Hause möglicherweise geringer
– Belastung für Angehörige
– Gefahren im eigenen Haushalt werden aus Gewohnheit („Das habe ich schon immer so gemacht!“) unterschätzt
Die Entscheidung, ob eine Pflegeeinrichtung in Frage kommt oder nicht, ist sicherlich nicht einfach. Letztlich sollte das individuell entschieden werden, gemeinsam mit den Betroffenen.
Bildnachweis Titelbild: pixabay.com – geralt
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