Viele Eltern kennen das Problem von frühreifen Kindern, welche teilweise noch die Grundschule oder sogar den Kindergarten besuchen. Doch woran erkennt man, ob das Kind nun tatsächlich frühreif oder doch ernsthaft verhaltensauffällig ist?
Beobachtung und intensive Fürsorge
Haben Sie einen kleinen Grundschüler oder eine kleine Grundschülerin zuhause, die bereits mit neun oder zehn Jahren oder sogar noch früher beginnt, Trotzphasen zu durchleben oder sich verhält, als wäre er oder sie bereits in der Pubertät? Sehr viele Eltern heutzutage kämpfen mit ihren kleinen Sturköpfen in sehr frühen Jahren.
Die Frühpubertät, oder auch erste Pubertät genannt, bei Kindern tritt nicht selten auf und kann Eltern bereits in den jungen Jahren ihrer Kinder viel Nerven kosten.
Denn genau wie in der „normalen“ Pubertät im Teenager Alter, beginnen Kindern in der Frühpubertät auf Biegen und Brechen ihren Willen durchzusetzen und ihre Eltern wenn möglich zu ignorieren. Eine für die Elternteile nicht nachvollziehbare Sturheit macht sich breit und das Kind möchte alles außer lernen, den Eltern gehorchen oder ins Bett gehen.
Oftmals fragt man sich dann als Elternteil, ob dies nur eine temporäre Phase im Kindesalter darstellt, oder ob ihrem Kind etwas Ernsthaftes fehlt. Diese Frage ist selbstverständlich nicht pauschal zu beantworten und verlangt eine äußerst intensive Fürsorge und wache Aufmerksamkeitsgabe.
Beobachten Sie Ihr Kind vorerst unauffällig und notieren Sie sich jegliche Abnormitäten, welche es an den Tag legt. Schreiben Sie auch auf, zu welchen Zeiten dies geschieht und in welchen Abständen. Möchte es durchgehend seinen Kopf und Willen durchsetzen oder tritt diese Sturheit nur in bestimmten Situationen oder zu einer gewissen Tageszeit auf? Wie intensiv gestaltet sich die Auseinandersetzung oder die Argumentation mit Ihrem Kleinen? Einige Kinder erleben diese Situationen emotionaler und aufreibender als andere. Angefangen vom wütenden Fußstampfen bis hin zu verzweifelten Weinanfällen wird in dieser Zeit alles vorhanden sein.
Quelle: BMBF, BMG – Dezember 2006 – statista.de
Machen Sie sich am besten auch Notizen über besondere Vorkommnisse oder Dinge, die Ihnen an Ihrem Kind bis dato noch nicht aufgefallen sind. Praktizieren Sie dies einige Wochen lang und vergleichen Sie tagtäglich Ihre Notizen. War eine Verbesserung oder Verschlechterung zu beobachten? Haben Sie bei einem bestimmten Thema besondere Schwierigkeiten zu Ihrem Schützling durchzudringen, beispielsweise zu Bett gehen, essen oder lernen? In diesem Fall ist es ratsam sich professionelle Hilfe zu holen, sei es durch eine psychologische Therapie und/ oder kompetente Nachhilfe.
Psychologische Therapie oder einfache Beratung?
Gibt sich die Verhaltensauffälligkeit Ihres Kindes nach ein paar Wochen handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine Form der Frühpubertät. Sollte das veränderte und abnorme Verhalten Ihres Kindes sich auch nach zwei oder mehreren Monaten nicht verbessert haben, gehen Sie mit samt Ihren Notizen zu einem Kinder-und Jugendpsychologen und holen sich fachmännischen Rat ein.
Diese Bezugsperson ist kein Elternteil und somit für das Kind auf einer anderen Vertrauensbasis eingestuft als die Eltern selber. Das Vertrauen von Kindern zu ihrem Psychologen ist hierbei nicht größer – es ist anders. Einige Eltern machen den Fehler, dass sie Ihrem Kind vorwerfen, dem Therapeuten mehr anzuvertrauen und zu vertrauen als ihnen. Diese Aussagen werden sowohl die Kinder verunsichern als auch in eine mögliche erneute Trotzreaktion versetzen.
Vermeiden Sie deshalb Eifersuchtsäußerungen und freuen Sie sich lieber, dass Ihr Kind bei seinem Therapeuten eine unabhängige Bezugsperson gefunden hat. Es ist keine Entscheidung gegen Sie, sondern für eine zusätzliche Vertrauensbasis zu einem Außenstehenden.
In der Kinder – und Jugendpsychologie gibt es zwei Therapieformen, welche häufig eingesetzt werden: Analytische Therapie und Verhaltenstherapie. In diesen jungen Jahren sind tieferliegende Ängste und Sorgen häufig die zugrunde liegenden Auslöser für die Verhaltensabnormitäten der Kinder. Somit ist anfangs eine tiefenanalytische Therapie meist sinnvoll oder aber von vorneherein eine Mischung aus beiden. Welche individuellen Schritte für Ihr Kind passend ist, wird Ihnen der Psychologe jedoch detailliert näher bringen und erläutern.
In einigen Fällen ist auch eine einzelne Beratung bereits fördernd für den Zustand des Kindes. Welche weiteren Vorgehensweisen die besten für die Entwicklung Ihres Kindes darstellen, werden Sie am besten zusammen mit Ihrem Kind, weiteren Erziehungsberechtigten sowie dem konsultierten Therapeuten ausarbeiten. Einige weitere Gründe für das Auftreten von Verhaltensänderungen bei Kindern und Jugendlichen können Sie hier nachlesen.
Nachhilfe als zusätzliche Hilfeleistung
Da ein Problem der meisten frühpubertären oder verhaltensauffälligen Kinder das Lernen darstellt, kann ein weiterer Schritt zu Unterstützung des Kindes während dieser schwierigen Zeit die Anschaffung eines ausgebildeten Nachhilfelehrers oder einer professionellen Nachhilfelehrerin sein. Eltern kämpfen in diesen Monaten oder auch Jahren bereits genug mit allen anderen Eigenheiten, die ihre Kinder an den Tag legen.
Das gemeinsame Lernen und die überwachten Hausaufgaben gehören ebenfalls dazu. Doch irgendwann haben Eltern entweder ihren fachlichen oder nervlichen Grenzpunkt erreicht und können ihrem Kind nicht weiter helfen. Ein psychologischer Therapeut kann zwar bei der charakterlichen Entwicklung des Kindes unterstützen, jedoch nicht als Nachhilfelehrer fungieren.
Ausgaben für Nachhilfe (in Euro) pro Jahr und pro Kopf nach Bundesland | ||
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Ausgaben für Nachhilfe in Euro | ||
Untergrenze (Modell A) | Obergrenzen (Modell B) | |
Baden-Württemberg | 131.00 | 204.00 |
Bayern | 111.00 | 172.00 |
Berlin | 117.00 | 180.00 |
Brandenburg | 89.00 | 136.00 |
Bremen | 107.00 | 168.00 |
Deutschland insgesamt | 108.00 | 168.00 |
Hamburg | 131.00 | 205.00 |
Hessen | 124.00 | 194.00 |
Mecklenburg-Vorpommern | 74.00 | 117.00 |
Niedersachsen | 98.00 | 153.00 |
Nordrhein-Westfalen | 101.00 | 159.00 |
Rheinland-Pfalz | 93.00 | 144.00 |
Saarland | 129.00 | 202.00 |
Sachsen | 83.00 | 127.00 |
Sachsen-Anhalt | 74.00 | 116.00 |
Schleswig-Holstein | 113.00 | 176.00 |
Thüringen | 80.00 | 122.00 |
Quelle: Bertelsmann Stiftung – Januar 2010 – statista.de
Die Kosten für Nachhilfe lassen sich hierbei relativ gering halten. Sie haben die Möglichkeit beispielsweise Studenten zu engagieren, die auf der Suche nach einem Nebenjob sind und gut mit Kindern umgehen können. Oder Sie entscheiden sich für ausgebildete Nachhilfekräfte und Lehrer, welche mit Ihrem Kind eine professionelle Lernstrategie und strukturierte Lernpläne erstellen können.
Die richtige Bezugsperson ist wichtig
Hierbei können Sie auch mit Ihrem Kind besprechen, wie es sich wohler fühlen würde. Vielleicht gibt es in Ihrem Freundes- oder Bekanntenkreis eine Studentin, die Ihr Kind bereits kennt und eine gute Beziehung zu ihm hegt? Oder Sie sind mit ihrem Sprössling schon des Öfteren an der Nachhilfeschule Ihres Wohnviertels vorbeispaziert und das Kind fühlt sich in der Umgebung vertraut?
Für was Sie sich entscheiden liegt am Ende in Ihrer und bestenfalls in der kleinen Hand Ihres Kindes. Generell ist es wichtig, Kindern den Eindruck zu vermitteln, Sie in wichtige Entscheidungen miteinzubeziehen und Ihre Meinung zu berücksichtigen. Nichts ist für ein Kind schlimmer als Entscheidungen, die über seinen Kopf hinweg getroffen werden, ohne es in die Entscheidungsfindung miteinbezogen zu haben.
Besonders bei frühpubertären Kindern und Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten ist dies ein Problem. Sie fühlen sich oft benachteiligt und nicht ernst genommen. Daher ist sowohl ein Kinderpsychologe als auch ein Nachhilfelehrer, welche Ihr Kind ernst nimmt und bei dem es sich wohl fühlt, eine Voraussetzung für eine positive Entwicklung.
Egal für was Sie sich letzten Endes entscheiden, wichtig ist, dass Sie Ihr Kind unterstützen und durch Ihre Liebe ihm das Gefühl von Geborgenheit und Verständnis vermitteln.
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