Handy, Fernsehen, Konsole oder Computer: Für manche Kinder ist es heute kaum noch vorstellbar, dass in der Vergangenheit Spiele nur wenig mehr als ein Gummiband, einige Münzen oder ein paar Glaskugeln erforderten. Selbst klassische Spiele aus der Kindheit wie „Räuber und Gendarm“ oder „Verstecken‘ geraten in Vergessenheit, wenn die Jagd inzwischen auch virtuell und in hoher Auflösung stattfinden kann.
Draußen spielen – Zwischen Rennen und Toben
Mehr als 2000 Jahre lang war „Reifentreiben“ eine typische Freizeitbeschäftigung der Kinder. Mit einem einfachen Holzstock wird ein Rad vorwärtsgetrieben. Inzwischen lässt sich dieser Zeitvertreib bestenfalls noch auf Gemälden und alten Holzschnitten bewundern.
Nahezu ähnlich sieht es mit Murmeln aus. Bis vor zwei Jahrzehnten war jeder Schulhof mit den kleinen Löchern übersät, in dem Kinder um ihren runden Stolz spielten. Je nach Region gab es diverse Regeln, wie dem Kontrahenten das Leben durch Hindernisse oder eigenen Körpereinsatz erschwert wurde.
Von den Höfen ist auch das Gummitwist verschwunden – einst wie Murmeln einer der weiteren Klassiker der Spiele aus der Kindheit. In Tausenden Varianten wurde über das elastische Band gesprungen und gleichzeitig Koordination wie Fitness trainiert.
Video: Die GEILSTEN SPIELZEUGE aus unserer Kindheit :O | BibisBeautyPalace
Tanzen, Singen, Springen – vergessene Gemeinschaftsspiele
„Ziehe durch, ziehe durch – durch die goldene Brücke“. Dieses früher weit verbreitete Lied erschallt inzwischen wohl nur noch auf den wenigsten Höfen. Dabei ist es eines der Spiele aus der Kindheit, das früher in ganz Deutschland weit verbreitet war. Selbst das konventionelle Fangen wird nur noch von kleinen Kindern gespielt.
Ab höheren Klassenstufen erfolgt die Unterhaltung in erster Linie digital und glänzen kann der, der die neusten Videos auch in der kleinen Pause auf Abruf bereithält. Von den Höfen sind auch die Markierungen für Springspiele wie „Himmel und Hölle“ oder je nach Dialekt auch „Hickelhäuschen“ verschwunden. Dieses Spiel mit den typischen Markierungen ruft bei vielen Kindern heute Verwunderung hervor – sie wissen mit den quadratischen Feldern auf der Erde nichts mehr anzufangen.
Karten, Würfeln, Raten – Imagination und Glück
Selbst das gute alte Monopoly muss heute um seine Existenz bangen. Der Klassiker unter den Familienspielen leidet nur deshalb nicht unter Schwierigkeiten, weil er durch abgelaufene Patente mittlerweile ohne Einschränkungen und in jeder Variante gedruckt und verkauft werden darf.
Mit einem einfachen Kartenspiel wissen hingegen nur noch wenige Kinder etwas Sinnvolles anzufangen. Dabei fehlt oft nur die Motivation – bereits ein einfaches Kartenhaus fesselt sie vom Erstklässler bis zum Jugendlichen. Ähnliches sieht es bei Würfelspielen aus. Verzichten sollten sie trotzdem nicht darauf. Gerade diese Spiele aus der Kindheit sind ausgezeichnet dazu geeignet, um praktisch Rechnen zu üben und dabei Spaß zu haben.
„Back to the Roots“ – Lernen durch Spielen
Psychologen sind sich einig, dass die entscheidenden Anlagen für Dinge wie Konfliktbewältigung, soziales Verhalten oder Frusttoleranz im frühen Kindesalter gelegt werden. Kinderspiele gehören zu einer gesunden Entwicklung, um einfache Verhaltensweise wie den Respekt vor Regeln und das Spielen in einer Gruppe zu lernen.
Es sind gerade diese sozialen und leider wenig messbaren Kompetenzen, die sich auf Dauer durch das Spielen mit anderen entwickeln. Die Spiele aus der Kindheit sind deshalb nicht zu unterschätzen – sie weiterzuspielen ist nicht alleine eine Sache der Tradition, sondern außerdem ebenso hilf- wie lehrreich und nicht zuletzt unterhaltsam.
Titelbild: ©istock – Nadezhda1906
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