Es brennt und Sie verspüren einen permanenten Harndrang. Das kann eine Blasenentzündung sein. Vor allem Frauen nach den Wechseljahren leiden öfter an einer wiederkehrenden Blasenentzündung.[i] Hier können Präparate mit Laktobazillen Abhilfe schaffen. Doch funktioniert das auch? Und wenn ja, wie?
Chronische Blasenentzündung
Die weibliche Anatomie begünstigt durch die nur sehr kurze Harnröhre Infektionen der Blase und damit eine Blasenentzündung. Wie anfällig Frauen sind, ist individuell jedoch sehr unterschiedlich. Hier spielt auch die körpereigene Flora eine Rolle, die unter anderem Laktobazillen enthält.
Empfindliche Frauen leiden öfter unter Infektionen. Treten diese mindestens zweimal innerhalb von sechs Monaten oder mindestens dreimal im Jahr auf, sprechen Mediziner von einer chronischen Blasenentzündung. Mit jeder Erkrankung steigt außerdem das Risiko, erneut zu erkranken.[ii]
Laktobazillen in der körpereigenen Flora
Wiederkehrende Blasenentzündungen entstehen durch Keime, die nicht Bestandteil der natürlichen Flora des Intimbereichs sind. Hier herrschen Laktobazillen (Milchsäurebakterien) vor, die für das natürlicherweise leicht saure Milieu der Scheide sorgen. Diese Bakterien sind Arten der Gattung Lactobacillus und machen etwa 70 Prozent aller Bakterien der Vaginalflora aus.[iii]
Sie sind jedoch nicht nur der Grund für das saure Milieu. Laktobazillen machen Krankheitserregern gleich auf mehrere Weisen das Leben schwer. So produzieren sie außer der namensgebenden Milchsäure auch Wasserstoffperoxid, Biotenside und andere bakterienabwehrende Stoffe. Etwa zehn Arten sind es, die auf diese Weise den Körper schützen und nach ihrem Entdecker auch als Döderlein-Bakterien bezeichnet werden.3
Laktobazillen sind zwar die häufigsten Bakterien der Intimflora, aber längst nicht die einzigen. Natürlich kommen hier mehr als 250 Bakterienarten vor, die keinerlei Krankheitswert haben.3
Gut zu wissen: Krankmachende, sogenannte pathogene Keime wehrt aber nicht nur diese natürliche Bakteriengemeinschaft ab. Erreichen sie die Harnröhre, werden sie in der Regel auch zeitnah beim Toilettengang wieder ausgespült und können daher keine Entzündungen verursachen. Eine ausreichende tägliche Flüssigkeitszufuhr schützt also ebenfalls vor wiederkehrenden Blasenentzündungen.
Laktobazillen – Erfolg bei wiederkehrender Blasenentzündung
Da Laktobazillen eine große Rolle in der Gesundheit der Intimzone spielen, lag es für Wissenschaftler nahe, diese auch als Lösung für Patientinnen mit chronischer Blasenentzündung näher zu untersuchen.
So untersuchte eine japanische Studie Lactobacillus-Stämme in Zusammenhang mit Blasenentzündungen und fand eine signifikante Besserung durch die gesunden Bakterien.[iv]
Auch andere Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass Laktobazillen nicht nur für die Gesundheit der Scheide wesentlich sind, sondern auch eine entscheidende Rolle beim Schutz vor Entzündungen von Harnröhre und Blase spielen.[v]
Welche Laktobazillen helfen?
Zu den Laktobazillen der sogenannten Döderlein-Bakterien der Intimflora zählen unter anderem:3
- Lactobacillus crispatus
- Lactobacillus iners
- Lactobacillus gasserif
- Lactobacillus jensenii
Um die natürliche Flora im Kampf gegen chronische Blasenentzündungen zu unterstützen, verwenden Präparate aber auch andere Laktobazillen-Arten wie den Lactobacillus reuteri und den Lactobacillus rhamnosus.
Wie werden Laktobazillen angewendet?
Es gibt prinzipiell zwei Wege, dem Körper lebende Laktobazillen zuzuführen: Zum einen können die Kulturen als Kapsel oder Pulver oral eingenommen werden. Zum anderen gibt es aber auch lebende Bakterienkulturen mit Laktobazillen als Zäpfchen für die Scheide.
Neben sogenannten Monopräparaten, also Medikamenten, die nur einen Wirkstoff enthalten, hat eine Pilotstudie die Kombination aus Cranberry-Extrakt, dem Kohlenhydrat D-Mannose und Laktobazillen untersucht. Während die Monopräparate vor allem die Wahrscheinlichkeit einer Infektion bei wiederkehrenden Blasenentzündungen senken können, zeigte diese Studie, dass die Kombination typische Symptome einer Entzündung an der Blase lindern kann.[vi]
Sind Laktobazillen immer die Lösung?
Auch wenn sich Laktobazillen als sanfte Alternative durchaus bewährt haben, gibt es Situationen, in denen eine klassische Behandlung mit Antibiotika notwendig wird. Vor allem, wenn die Blasenentzündung mit sehr heftigen Beschwerden einhergeht oder die Bakterien bereits bis zur Niere aufgestiegen sind, sollten Sie den Rat eines Arztes einholen, der für diese Infektionen eine gezielte Antibiotikatherapie verordnet. Zusätzlich zur oder nach der Antibiose können Laktobazillen der gestörten Intimflora helfen, wieder zu ihrem Gleichgewicht zu finden.
Bildnachweis Titelbild: istockphoto.com – Siarhei Khaletski
[i] „Blasenentzündung: Ursachen“. Frauenaerzte-im-netz.de, https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/blasenentzuendung/ursachen/. Zugegriffen 15. April 2025.
[ii] „Chronische Blasenentzündung: Ursachen, Symptome & Behandlung“. Blasenzentrum Westend, https://www.blasenzentrum.de/chronische-blasenentzuendung/. Zugegriffen 15. April 2025.
[iii] „Das Mikrobiom der Vagina“. Frauenarzt-praxis-berlin-mitte.de, https://frauenarzt-praxis-berlin-mitte.de/gynaekologie/vaginales-mikrobiom/. Zugegriffen 15. April 2025.
[iv] Sekito, Takanori, u. a. „Etiology of Recurrent Cystitis in Postmenopausal Women Based on Vaginal Microbiota and the Role of Lactobacillus Vaginal Suppository“. Frontiers in Microbiology, Bd. 14, 2023, S. 1187479, https://doi.org/10.3389/fmicb.2023.1187479.
[v] „Lactobacilli Suppository Prevents Cystitis“. Newswise, https://www.newswise.com/articles/lactobacilli-suppository-prevents-cystitis. Zugegriffen 15. April 2025.
[vi] Vicariotto, Franco. „Effectiveness of an Association of a Cranberry Dry Extract, D-Mannose, and the Two Microorganisms Lactobacillus Plantarum LP01 and Lactobacillus Paracasei LPC09 in Women Affected by Cystitis: A Pilot Study“. Journal of Clinical Gastroenterology, Bd. 48, Nr. Supplement 1, 2014, S. S96–S101, https://doi.org/10.1097/mcg.0000000000000224.
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