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Mehr Zeit für die Familie: Work-Life Balance muss stimmen

Alles fing damit an, dass sich irgendwann stark spezialisierte Tätigkeiten entwickelten, die in der sukzessiven, strikten Trennung von privatem Lebensraum und beruflichem Umfeld resultierten. Dass das in einem Konflikt zwischen Familie und Berufstätigkeit enden würde, war vorauszusehen. Aber wie gehen wir jetzt am besten mit dieser Situation um? Das Schlagwort Work-Life Balance prägt die Diskussion.

Arbeiten für den Lebensunterhalt, nicht leben für die Arbeit

Es liest sich wie eine sprachliche Spitzfindigkeit, die der Unterscheidung zwischen zwei Satzgliedern dient. Aber es steckt mehr dahinter: Die Arbeit soll in vielen Fällen den Lebensunterhalt sichern. Die wenigsten Menschen finden ihre Erfüllung darin, zu arbeiten. Das heißt konkret: Arbeit sichert ein Einkommen, und das sichert das täglich Brot (oder den Reis, je nachdem, aus welchem Kulturkreis man kommt). Nun sind die meisten Arbeitsabläufe heutzutage aber soweit spezialisiert, dass der Zusammenhang zwischen dem, was der Mensch den ganzen Tag im Büro tut, und der letztendlichen Wertschöpfung, also dem Resultat, das für das alltägliche Leben einen Wert hat, nicht mehr sichtbar ist. Das generiert ein Gefühl von Unzufriedenheit, Sinnlosigkeit. Und das macht unglücklich. Also wird das Leben neben der Arbeit gesucht, die Freizeit. Dort will Erfüllung finden, wer es im Beruf nicht tut.

Video: Work-life balance tips from 4 busy executives

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Arbeit entfremdet – aber nur bedingt

Das Problem liegt also nicht unbedingt darin, dass ein Acht-Stunden-Tag zu viel Arbeit und zu wenig Freizeit birgt, sondern dass Arbeit als abstraktes Tun fernab von Familie, Freunden und dem eigentlichen Leben empfunden wird. Wird die Arbeit nach Hause verlegt, beispielsweise im Falle eines Familienbetriebs, Heimarbeit oder künstlerischer Tätigkeiten, sieht das wieder anders aus. Wer familiennah arbeitet, hat ein ganz anderes Empfinden für den Zusammenhang von Arbeitszeit und Work-Life Balance. Lange Arbeitszeiten sind kein Problem, wenn Arbeit nahe dem Lebensmittelpunkt stattfindet. Außerdem ist der Wertschöpfungsprozess bei den beschriebenen Tätigkeiten oft direkt nachvollziehbar. Generationen von Wirtschaftssoziologen, -psychologen und anderen Spezialisten haben sich darüber Gedanken gemacht, und sogar in der Philosophie gibt es eine Richtung, die sich mit diesen Zusammenhängen beschäftigt. Wer mit seinen Arbeitszeiten und -feldern unzufrieden ist, befindet sich also durchaus in guter Gesellschaft.

Gemeinsam Lösungen erarbeiten und Schritt für Schritt umsetzen

Work-Life Balance ist kein Schlachtruf, es geht nicht darum, mit brachialer Gewalt kürzere (familienfreundlichere) Arbeitszeiten durchzusetzen. Vielmehr ist von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen genauso viel Initiative gefordert wie von den Arbeitgebern. Manchmal reichen ganz einfache Maßnahmen aus, um die Balance zwischen Familienzeit und Arbeitszeit herzustellen.


Ein firmeneigener Kinderbetreuungsdienst, der unter Umständen Zeiten zwischen Arbeitsbeginn im Büro und Öffnungszeit/Schließzeit der Kindergärten und Schulen firmennah überbrückt, kann dabei genauso helfen wie die Option des Home Office, Gleitzeitmodelle und die Möglichkeit, sich zu zweit einen Vollzeitarbeitsplatz zu teilen. Firmen- und Familienbelange lassen sich im gemeinsamen Dialog und unter der Voraussetzung gegenseitigen Verständnisses durchaus unter einen Hut bringen.

Integration anstelle strikter Grenzen

Es hilft also nicht, Arbeitszeit und Familienzeit strikt gegeneinander abzugrenzen und die beiden Lebensfelder gegeneinander auszuspielen. Die Lösung liegt vielmehr in einem fließenden Übergang, der Integration der Arbeitszeit in den familiären Alltag und der Integration der Familie/Freizeit in das berufliche Umfeld. Erste Schritte in diese Richtung machen die großen Unternehmen in Deutschland bereits, mittelständische Unternehmen ziehen langsam nach. Allerdings ist diese eher ganzheitliche Sicht auf das menschliche Leben noch nicht überall wirklich angekommen, im gesellschaftlichen Bewusstsein ist die Trennung zwischen dem häuslichen (eher weiblich belegten) und dem beruflichen (männlich besetzten) Bereich noch zu stark verankert. Die gilt es aufzubrechen, um Familien wie auch der Wirtschaft wieder Entwicklungsräume zu geben.

Titelbild: © istock.com – Manuel Faba Ortega

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Categories: Wohnen & Leben
Michaela Lieber: Seit Maximilian am 12. März 2010 das Licht der Welt erblickte, hat sich in meinem Leben viel verändert. Diese Erfahrungen teile ich gern. Als Redakteurin in meiner täglichen Arbeit, wie im privaten Umfeld.
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