Alljährlich knapp nach den Sommerferien wird das Wetter nasser und kälter, die ersten Leute husten und niesen, und in den Arztpraxen in Deutschland wird die Grippeschutzimpfung beworben. Die Krankenkassen zahlen diese Schutzimpfung, die alljährlich neu benötigt wird, und trotzdem lassen sich vor allem die Menschen selten impfen, denen eine Grippe wirklich gefährlich werden könnte: Kinder, ältere Menschen und chronisch Kranke sollten diese Impfung eigentlich wahrnehmen.
Jedes Jahr ein neues Virus – oder doch nicht?
Die alljährlich wiederkehrenden Influenza-Viren sind nicht vergleichbar mit irgendeinem anderen Virus, gegen das Impfungen entwickelt wurden, und dementsprechend ist auch die Grippeimpfung etwas speziell. Während man gegen Infektionskrankheiten wie Diphterie, Tetanus, Röteln oder Masern eine gewisse Grundimmunität entwickelt, die unter Umständen nach fünf oder zehn Jahren erneuert werden sollte (die sogenannten Auffrischimpfungen), ist dies bei der Influenza-Impfung etwas anders.
Denn die Viren entwickeln sich unheimlich schnell. Jedes Jahr kommt mit der kalten Jahreszeit ein etwas anderes Virus nach Europa. Die Viren mutieren sehr schnell, sie sind grundsätzlich in Asien früher unterwegs und folgen sozusagen den Jahreszeiten um den Globus. Daher können relativ frühzeitig jedes Jahr neue Schutzimpfungen entwickelt werden, die auf dem Wissen über die bisherigen Grippeviren und -impfungen basieren, aber an die neuen Entwicklungen angepasst sind.
Natürlich ist das Immunsystem nach einer Grippeimpfung vorbereitet und kann viele verschiedene Arten von Influenza-Viren verhältnismäßig leicht erkennen und bekämpfen – aber das ist eben doch kein perfekter Schutz gegen alle Influenza-Viren.
Video: Impfung – Kleiner Pieks mit Nebenwirkungen?
Mehr als 1.000 Todesfälle jährlich allein in Deutschland
Es klingt immer recht harmlos, wenn von der Grippe die Rede ist, von Erkältungssymptomen, Fieber und Erbrechen. Influenza ist aber alles andere als harmlos, jährlich sterben mehr als 1.000 Menschen allein in Deutschland an der Virusgrippe oder deren Folgen. Die Grippeviren selbst sind nicht immer tödlich, aber sie halten das Immunsystem soweit in Schach, dass andere Viren und Bakterien leichtes Spiel haben.
Lungenentzündungen und ähnliche Kalamitäten kommen normalerweise dazu. Eintausend Todesfälle sind viel, wenn man bedenkt, dass es eine wirksame Schutzimpfung gibt. Die verhindert das Ausbrechen der Grippe nicht, aber die Symptome sind soweit abgeschwächt, dass der Körper gut damit klar kommt und keine Folgeerkrankungen zu befürchten sind. Und weil vor allem Menschen mit einem geschwächten Immunsystem anfällig sind für Infektionen, ist die Grippeimpfung für Kinder, ältere Menschen und chronisch Kranke sinnvoll.
Schwangere können sich ebenso impfen lassen wie Kleinkinder, und die Impfung wird in jeder allgemeinmedizinischen Praxis angeboten. Kinder können selbstverständlich auch beim Kinderarzt geimpft werden. Es gibt verschiedene Impfstoffe, die zum Teil tote Grippeviren enthalten, zum Teil nur einzelne Partikel von Grippeviren enthalten (sogenannte Spaltvaxine), aber es gibt auch Impfstoffe mit lebenden Viren.
Nicht jeder Impfstoff ist für jede Person geeignet, daher ist kompetenter medizinischer Rat sinnvoll. Im Impfpass wird die Grippeimpfung vermerkt.
Umwohlsein und Reaktionen um die Einstichstelle herum sind normal
Eine Impfung soll immer eine Reaktion des Immunsystems provozieren, damit der Körper sozusagen den Feind kennen- und bekämpfen lernt. Es ist also durchaus gewollt, dass der Körper auf den Impfstoff reagiert. Auch wenn das nicht immer angenehm ist, sind folgende Reaktionen völlig normal:
- Rötung und Schwellung um die Einstichstelle herum
- Verhärtungen um die Einstichstelle herum
- Erhitzung des Körpers großflächig um die Einstichstelle herm
- Unwohlsein bis hin zu leichten Erkältungssymptomen
Diese Reaktionen klingen nach spätestens einem Tag langsam ab. Schwerere Komplikationen kann es geben, wenn Menschen auf Hühnereiweiß empfindlich reagieren, denn die Grippeimpfstoffe werden mithilfe von Hühnereiern entwickelt. Ist eine solche Allergie bekannt, darf nicht einfach geimpft werden – der Arzt wird entsprechend beraten können. Kinder, die bereits eine leichte Erkältung haben, die unter Heuschnupfen leiden, Magen-Darm-Infektionen haben oder sich aus einem anderen Grund gesundheitlich nicht wohl fühlen, dürfen ebenfalls nicht geimpft werden. Auch da wird der Arzt beratend zur Seite stehen.
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Titelbild: © gorillaimages – shutterstock.com
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