Eine Fünf in Mathe, eine Vier in Deutsch, in Englisch die Sechs, und dann auch noch in Latein durchgefallen …
Schlechte Noten sind schnell kassiert, und noch schneller werden sie zum Problem. Denn wenn die schulischen Leistungen des Nachwuchses nicht den elterlichen Erwartungen entsprechen, resultiert das nicht selten in Existenzängsten auf beiden Seiten.
Die meisten Kinder sind sich ihrer Unzulänglichkeiten nur allzu bewusst und verzweifeln selbst, wenn es in der Schule nicht so gut steht. Sie brauchen Hilfe.
Unter Druck kann man nicht lernen
Druck ist ein schlechter Lehrmeister, denn Druck erzeugt immer Angst, und unter Angst sind – rein neurobiologisch betrachtet – die für das Lernen wichtigen Funktionen im Gehirn blockiert. Der Mensch ist ein Fluchttier, und unter Angst setzt das Denken aus.
Das ist ganz logisch: Wenn unsere Vorfahren einen Säbelzahntiger vor sich sahen, konnten sie nicht lange berechnen, bei welcher Windstärke und welchem Untergrund die Lauftechnik wie auch immer erfolgsversprechend sein könnte – sie mussten schlicht um ihr Leben laufen.
Zeit zum Denken blieb nicht, und auch heutzutage setzt unter Stress das Denken aus und Reflexe übernehmen. Deshalb ist Leistungsdruck schädlich, wenn es um Schule und Lernen geht.
Natürlich sollen die Noten gut sein, um den Weg zum Abitur und später durch das Studium zu ebnen – aber Schule ist in erster Linie ein Ort des Lernens. Die Noten sind Bestandsanzeiger und warnen, wenn das Lernen nicht funktioniert. Ein bisschen weniger Leistungsdruck und mehr Spaß sind oft schon ausreichend, um die Leistungen zu erhöhen.
Und Entspannung: Auf dem zweiten Bildungsweg ist heutzutage alles möglich.
Video: Sitzenbleiben – Wenn Kinder in der Schule versagen
Ursachenforschung deckt Missstände auf
Die Klassenarbeit ist geschrieben und wird besprochen, zwei Wochen später wird sie korrigiert zurückgegeben. Was passiert? Genau: Die Schüler und Schülerinnen schauen sich ihre Note an, nicken kurz resigniert und packen die Sachen weg. Die wenigsten Lehrkräfte gehen die Klassenarbeit zu diesem Zeitpunkt noch einmal gemeinsam mit den Kindern durch, um die Fehler zu analysieren.
Um den Grund für die schlechte Note zu erfahren, ist aber genau das nötig. Manchmal sind die Noten schlecht, weil der Stoff nicht verstanden wurden – einfach noch einmal erklären wäre dann notwendig. Manchmal steckt aber auch fehlende Übung dahinter.
Oder schlicht Langeweile: So manche Mathearbeit fiel schon schlecht aus, weil die Aufgaben so einfach und langweilig waren, dass die Kinder sich wegträumten und Flüchtigkeitsfehler machten. Nur eine sorgfältige Fehleranalyse kann zeigen, was hinter einer schlechten Note steht. Wenn die Lehrkräfte das nicht leisten, kann das auch zu Hause gemacht werden.
Verständnisvolle Hilfe, die ankommt
Schimpfen und Sanktionen hilft nicht gegen schlechte Noten, das ist klar. Stupides Pauken aber auch nicht. Kinder, die in der Schule schlechte Noten haben, brauchen erst einmal Verständnis. Sie sind sich ihrer Unzulänglichkeiten oft bewusst und schämen sich oder setzen sich selbst unter Druck.
Wenn Eltern es schaffen, den Druck vom Kind zu nehmen, helfen sie damit schon sehr viel. Eltern können trösten und erklären, gemeinsam lernen und mit dem Nachwuchs überlegen, was unternommen werden kann.
Es muss nicht immer ein teures Nachhilfeinstitut sein – manchmal reicht es schon aus, regelmäßig mit der besten Freundin zusammen Hausaufgaben zu machen.
Denn Kinder können sich oft untereinander Sachverhalte viel besser und verständlicher erklären, als Erwachsene das tun, und sie können sich gegenseitig unglaublich gut motivieren. Lernen muss Spaß machen, damit es nachhaltig ist.
Ein witziges Buch, ein Experimentierkasten oder ein Besuch in einem naturwissenschaftlichen Experimentierzentrum können also unter Umständen hilfreicher sein als zusätzliches Lernmaterial.
In jeder größeren Stadt gibt es Angebote wie die Kinder-Uni, eine Kinderbibliothek, Ferienkurse, die Mathe-Genies oder ähnliches, wo der Spaß im Mittelpunkt steht und nur ganz nebenbei gelernt wird.
Einfach mal einen Gang zurückschalten
Wenn Kinder schlechte Noten haben, ist es wichtig, dass die Erwachsenen entspannt bleiben. Schlechte Noten sind kein Todesurteil, sie sind keine Kriegserklärung, und sie sind weder für Eltern noch für Lehrer ein Unzulänglichkeitszeugnis.
Sie sind einfach nur eine Warnung, dass das Lernen nicht so funktioniert, wie es soll. Wenn Kinder sich angenommen fühlen und trotz der kritischen Schullage aufgeschlossen und freudig an Schule und Hausaufgaben herangehen, ist eigentlich alles in Ordnung. Sollte das nicht der Fall sein, muss nach den Gründen gesucht werden – Schule und Lernen müssen (zumindest meistens) Spaß machen, sonst funktioniert es nicht.
Ebenfalls interessant: Lernschwierigkeiten bei Kindern – so können Eltern helfen
Titelbild: ©iStock.com/matthibcn
Textbild: ©iStock.com/Szepy
Keine Kommentare