Hartnäckig hält sich der Mythos vom sogenannten Baby Brain. Doch kann es wirklich sein, dass das Gehirn schwangerer Frauen auf die Größe eines Babyhirns schrumpft.
Schwangerschaftshirn, Mythos oder Realität?
Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass bei werdenden Müttern das Gehirn vorwiegend in der 15. Schwangerschaftswoche an Volumen abnimmt. Diese Entwicklungsphase wird als „Baby Brain“ oder „Placenta Brain“ bezeichnet. Nach der Geburt reguliert sich des Gehirn der Frau wieder auf die Normalgröße.
Forscher sehen den Grund für die Veränderung der Gehirnform vor allem in der hormonellen Umstellung während der Schwangerschaft. Neuere Untersuchungen haben jetzt ergeben, dass nicht das gesamte Gehirn an Größe verliert. Viel mehr wird nur ein bestimmter Teilbereich der Hirnmasse verändert, damit sich der Rest der Gehirnregionen besser auf die kommenden Aufgaben bezüglich Schwangerschaft und Geburt vorbereiten kann.
Fraglich ist, ob dadurch auch das Erinnerungsvermögen beziehungsweise die Aufmerksamkeit der werdenden Mutter beeinflusst wird.
Was geht vor im Schwangerschaftshirn?
Forscher haben im Jahr 2016 bei Untersuchungen festgestellt, dass während der Schwangerschaft insbesondere in den Gehirnregionen des präfrontalen Cortex sowie des Temporallappens Veränderungen auftreten. Damit sind die Regionen betroffen, die für die Entwicklung von Emotionen und Gedächtnisfunktionen mitverantwortlich sind. In der Zeit der Schwangerschaft werden die beiden Areale, so die Vermutung der Wissenschaftler, mit anderen Teilen des Hirns verschaltet.
Damit soll es der Mutter möglich sein, sich besser auf die Bedürfnisse des Kindes einzustellen, was als verbesserte Sozialkompetenz bezeichnet wird. Bei diversen Studien viel auf, dass es insbesondere in den Regionen des Gehirns zur Reduzierung der grauen Masse kam, die besonders intensiv auf das Betrachten von Ultraschallbildern des Kindes reagierten. Fraglich ist, ob das während dieser Phase bei der Schwangeren Zerstreutheit oder Vergesslichkeit auslösen kann.
Buch im Gefrierschrank und Babyflasche im Regal
Während der Schwangerschaft und auch der Stillzeit kann es durch aus zu besonderen Verhaltensweisen der jungen Mutter kommen. So steht vielleicht die Babyflasche im Bücherregal, während der Kriminalroman im Kühlschrank abkühlt. Faktum ist, Frauen sind in der Schwangerschaft und vor allem nach der Geburt häufig etwas zerstreut und vergesslich.
Wissenschaftliche Studie
Doch ist dafür tatsächlich das Schwangerschaftshirn verantwortlich? Die Universität von Canberra (Australien) hat sich mit dem Mythos „Baby Brain“ beschäftigt und hat diesbezüglich eine Studie mit 1.200 Frauen durchgeführt. Dabei wurden insbesondere die Gedächtnisleistungen der Studienteilnehmerinnen sowohl vor als auch nach der Schwangerschaft untersucht.
Im Ergebnis konnten die australischen Forscher feststellen, dass das „Placenta Brain“ auf keinen Fall für die Vergesslichkeit beziehungsweise die Zerstreutheit der werdenden Mütter verantwortlich ist. Viel mehr spielen hier Faktoren wie Schlafmangel und Stress eine entscheidende Rolle.
Baby Brain doch nur ein Mythos?
Mangelnder Schlaf wirkt sich bei jedem Menschen negativ auf die Konzentrationsfähigkeit aus. Zudem wird von der Schwangeren eine gewisse Multitasking-Fähigkeit vorausgesetzt, die in den meisten Fällen eine Stresssituation verursacht. Ein direkter Zusammenhang mit dem sogenannten “ Baby Brain“ konnte bisher wissenschaftlich nicht belegt werden. Somit handelt es sich beim Schwangerschaftshirn zumindest wissenschaftlich um ein Mythos.
Video: Musik für’s ungeborene Kind
Titelbild: ©istock.com – Urheber-Seydoux
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