Die Schulsysteme der Bundesländer erscheinen vielen Eltern und Pädagogen als zu rigide und unflexibel. Deshalb haben sich mittlerweile alternative Optionen entwickelt, die die Persönlichkeit des Lernenden und dessen individuelle Fähigkeiten in den Fokus stellen sollen. Nachfolgend die populärsten Beispiele alternativer Schulformen.
- Freinet-Pädagogik: lernen in schöner Umgebung
- Video: Fürs Leben lernen: Die Villa Monte – Utopie oder reale Alternative?
- Individualität fördern und zur Verantwortung erziehen: Jenaplan-Schulen
- Kein gegenseitiges Messen und viel Achtung vorm Kind: Montessori-Schulen
- Alternative Schulsysteme: ein Gegenpol zur Regelschule
Freinet-Pädagogik: lernen in schöner Umgebung
Célestin Freinet störte bereits in seiner eigenen Kindheit, dass die Klassenräume der gängigen Schulen nicht besonders einladend gestaltet sind. Die in Reih und Glied stehenden Tischreihen mit dem Lehrerpult am Kopfende, waren für ihn ein Sinnbild des starren, auf Drill ausgerichteten Ordnungskonzepts. Daher sind die Klassenzimmer seiner Schulen mit Arealen zum
ausgestattet. Der Unterricht in Freinet-Schulen orientiert sich nicht am Lehrplan. Weil selbstbestimmtes Lernen oberste Priorität genießt, entscheidet nicht der Lehrer oder die Schulbehörde was gelernt wird, sondern die Kinder. Am Ende jeder Schulwoche zieht die Klasse gemeinsam Bilanz und legt eigenständig fest, in welchen Fächern eventuell noch nachgebessert werden muss. Noten sind in diesem Schultypus nicht vorgesehen. Auf die kindliche Neugierde ausgerichtet, findet hier selbstbestimmtes Lernen ohne Leistungsdruck statt. Der Lehrer fungiert als Begleiter und Anreger, nimmt aber nicht die autoritäre Position ein, die das staatliche Schulsystem oftmals für ihn vorsieht.
Video: Fürs Leben lernen: Die Villa Monte – Utopie oder reale Alternative?
Individualität fördern und zur Verantwortung erziehen: Jenaplan-Schulen
Dieses Schulkonzept stellt den Schüler als unverwechselbares Individuum in den Mittelpunkt, und legt großen Wert auf Gemeinschaft. Die Schule soll nicht nur als Ort zum Lernen sondern auch zum Feiern, Leben und Kommunizieren verstanden werden. Deshalb dürfen die Schüler ihren Klassenraum individuell gestalten. Das Lernen erfolgt größtenteils in sogenannten Stammgruppen. In diesen widmen sich Kinder unterschiedlicher Altersgruppen einem Unterrichtsthema.
Gemeinsam wird der Lernstoff erarbeitet, wobei die Älteren den Jüngeren helfend unter die Arme greifen. Der Vermittlung des Lernziels durch gegenseitiges Erklären wird größte Bedeutung beigemessen. Weil beinahe alle Unterrichtseinheiten in von den Schülern geleiteten Kleingruppen durchgeführt werden, sehen sich Jenaplan-Schulen als Heimstatt für selbstbestimmtes Lernen. Anders als in vielen alternativen Lehranstalten nimmt dieses Schulsystem eine Zensierung vor. Dieses geht jedoch weit über den gängigen Benotungsmodus hinaus. Für jeden Schüler wird ein Leistungs- und Arbeitsbericht angefertigt, der detailliert Auskunft gibt.
Kein gegenseitiges Messen und viel Achtung vorm Kind: Montessori-Schulen
Maria Montessori war eine der ersten Frauen, der ein Doktortitel im Fach Medizin verliehen wurde. Sie störte sich daran, dass Kinder einem Lehrplan folgen müssen, den sich Erwachsene ausgedacht haben. In ihren Augen entwickelt jedes Kind unterschiedlich stark ausgeprägte Fähigkeiten, die es unbedingt zu fördern gilt. Die Lehrer sollen den Schülern dabei helfen, selbst Dinge zu verstehen. Deshalb beobachten und interpretieren sie vorrangig und versuchen nicht die Klasse zu führen. Diesem Prinzip folgt auch die Tatsache, dass an Montessori-Schulen selbstbestimmtes Lernen propagiert wird.
Die Kinder sollen selbst entscheiden dürfen, was sie wann und wie intensiv studieren möchten. Aus diesem Grund verzichten die Lehranstalten auch auf ein Benotungssystem. Denn: jedes Kind wird als einzigartig wahrgenommen, sodass Vergleiche mit anderen Schülern nicht möglich sind. Das Lerntempo und die persönlichen Interessen jedes Schülers werden geachtet. Dennoch kann auf Montessori-Schulen ein anerkannter Schulabschluss absolviert werden.
Alternative Schulsysteme: ein Gegenpol zur Regelschule
Die alternativen Schulen orientieren sich weniger an Lehrplänen als an den Bedürfnissen der Schüler. Weil viele von ihnen staatlich anerkannt und gefördert werden, gelingt der Sprung von der Schule in die Berufsausbildung beziehungsweise auf die Universität in der Regel problemlos. Der Schulalltag ist zwar anders aber nicht minder lehrreich.
Titelbild: ©istock-BrianAJackson
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