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So kommen Kinder durch die Corona-Krise

Über alle wurde gesprochen im ersten Jahr der Corona-Pandemie: Soloselbstständige und Unternehmen, Senioren und Pflegekräfte, Reisende und Studierende. Doch eine Bevölkerungsgruppe schien in den Augen der Öffentlichkeit nicht zu existieren: Die fast 14 Millionen Kinder und Jugendlichen, die nicht minder unter den beschlossenen Maßnahmen leiden. Lange Spielball zwischen Kindergartenschließung, Online-Unterricht und Einzelsport, wird Minderjährigen endlich die benötigte Aufmerksamkeit geschenkt. Denn gerade in jungen Jahren können psychische Extrembelastungen verheerende Auswirkungen zeigen.

Kinder leiden still

Erwachsene vergessen es oft: Kinder nehmen Atmosphären und Schwingungen in mindestens ebenso starkem Ausmaß wahr wie die ältere Generation.

Doch sie behalten vieles für sich, reagieren stattdessen mit Zurückgezogenheit, Angst, Wut oder Enttäuschung: Verhaltensweisen, die Eltern nicht immer richtig zuzuordnen wissen.

Seit über einem Jahr unterliegen auch Minderjährige Kontaktbeschränkungen – in Altersstufen, in denen ein soziales Miteinander wichtiger ist als zu jedem anderen Zeitpunkt.

Das gilt für gemeinsame Spiele in der Kita ebenso wie für Teenager, die mit ihren Freunden gemeinsam ihre Pubertät erleben sollten.

Lerndefizite durch Schulausfall?

Waren Kinder in jüngster Vergangenheit Thema, ging es in erster Linie um Schule. Worin inzwischen Einigkeit besteht: Dass das digitale Lehrangebot der Schulen dem traditionellen Präsenzunterricht nicht das Wasser reichen kann.

Bis offizielle Maßnahmen zur Problembewältigung greifen, können Eltern und Kinder Online-Nachhilfe ausprobieren und so zumindest die gewünschte Bildung ermöglichen. Denn Kinder sind wissbegierig, sie möchten lernen. Und fällt ihnen ein Fach schwer, nehmen sie individuellen Nachhilfeunterricht gerne an.

Auch lesen: 3 Tipps, um Kinder erfolgreich selbst zu unterrichten – Lernen ohne klassische Schule?

Psychische Folgen der Pandemie

Doch es geht nicht nur um schulische Leistungen. Nach ersten Erhebungen zu Anzahl und Ausmaß psychischer Störungen soll fast jedes dritte Kind in Deutschland seelisch unter den Folgen der Pandemie leiden – in erster Linie unter dem fehlenden persönlichen Austausch mit Gleichaltrigen.

Anzeichen reichen von Angstzuständen und Einsamkeitsgefühlen über Hyperaktivität und emotionale Auffälligkeiten bis hin zu Essstörungen, Selbstverletzungen und sogar Suizidgedanken.

Inzwischen haben die Verantwortlichen die Sorgen der Minderjährigen erkannt. Neben finanziellen Lernhilfen will die Bundesregierung eine Milliarde Euro zur Bewältigung psychischer Auswirkungen der Pandemie auf die junge Generation zur Verfügung stellen, den Familien Unterstützung durch Experten bieten und den Jugendlichen ein Gefühl der Geborgenheit zurückgeben.

Auch interessant: Kinder in der Psychotherapie: Müssen Eltern Angst vor Entfremdung haben?

Zeit nehmen und Verständnis zeigen

Doch was können Eltern unternehmen, um zu helfen? Wie auf geeignete Art auf Trotz, Aggression oder Ablehnung reagieren? Niemals mit einer vorschnellen Beurteilung der Verhaltensauffälligkeit, niemals mit Bestrafung. Vielmehr gilt es, in Ruhe zuzuhören, Verständnis zu zeigen, den Nachwuchs zu unterstützen.

Bleibt der Jugendliche verschlossen, ist auch dies kein Grund für Strenge. Erwachsene kennen es selbst: Manchmal ist es einfacher, einer unbeteiligten, unbekannten Person sein Herz auszuschütten. Der Weg zum Psychologen steht Betroffenen immer offen.

Beschäftigung ist eine weitere vielversprechende Möglichkeit, dem Nachwuchs ein Stück Normalität in nicht normalen Zeiten zurückzugeben. Routinen können dazu beitragen, fehlende Sport- und Musikstunden, Geburtstagsfeiern oder andere außerschulische Nachmittagsaktivitäten zu kompensieren.

Ausgesuchte, auf das Kind abgestimmte Aktivitäten wie regelmäßige Spaziergänge, gemeinsames Kochen und Backen, der wöchentliche Videoanruf bei den Großeltern, vor allem aber die Erlaubnis herumzutoben, zu tanzen, laut zu singen oder den Fußball richtig weit zu schießen, können das Selbstbewusstsein steigern und seelische Widerstandskräfte erwachen lassen.

Bei all dem sollten Eltern ihren Kindern stets ein starkes Vorbild sein. Wer eigene Ängste offenlegt, wer vor dem Nachwuchs streitet, wird die psychische Last auf Sohn oder Tochter noch verstärken. Mit einem harmonischen Miteinander, einer altersunabhängigen Kommunikation auf Augenhöhe lässt sich die Krise gemeinsam erfolgreich bewältigen.

Titelbild: ©iStock – lithiumcloud

 

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Michaela Lieber: Seit Maximilian am 12. März 2010 das Licht der Welt erblickte, hat sich in meinem Leben viel verändert. Diese Erfahrungen teile ich gern. Als Redakteurin in meiner täglichen Arbeit, wie im privaten Umfeld.
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