Bis das menschliche Gebiss sein endgültiges Antlitz bekommt, dauert es einige Jahre. Weil im Mundraum eines Kindes nicht genügend Platz wäre für ein ausgewachsenes Kauwerkzeug, sprießen erst die Milchzähne bis sich schlussendlich ein bleibendes Gebiss herausbildet.
Übrigens: Dies ist bei beinahe allen Säugetierarten üblich und keine humane Besonderheit!
Vom ersten Schrei bis zum Milchzahngebiss
Wann die ersten Milchzähne durchbrechen, ist extrem unterschiedlich. Manche Säuglinge besitzen bereits nach vier Monaten einen ersten weiß-bläulich schimmernden Zahn, manche kommen gar mit einem auf die Welt.
Prominente Beispiele für Kinder mit einem sogenannten „Hexenzahn“ sind Kaiserin Elisabeth von Österreich und König Ludwig XIV. In den meisten Fällen allerdings setzt das sogenannte Zahnen mit sechs Monaten ein.
Dieser Vorgang ist für die Kleinen schmerzhaft und bereitet besorgten Eltern schlaflose Nächte. Die Schneidezähnen beginnen mit dem Reigen des durchbrechenden Milchgebisses. Tritt als erstes unten links ein Exemplar zu Tage, folgt zumeist der sogenannte Antagonist. Weil jedes Gebiss einen Gegenspieler braucht um effektiv zu funktionieren, wächst an gleicher Stelle nun aus dem Oberkiefer ein Zahn.
Um dem Kind unnötige Schmerzen zu ersparen, kann die vermutete Austrittsstelle des zweiten Zahns mit einer weichen Milchzahn-Bürste massiert werden. Außerdem helfen Zäpfen, Gels und niedrig dosierte Schmerzsäfte gegen den unangenehmen und für die Kinder nicht zuordbaren Druck im Mund. Ganze 20 Zähne gehören zum Milchgebiss, das bis zum 30. Lebensmonat zumeist komplett ist.
Auch Milchzähne wollen gepflegt werden!
Noch vor einigen Jahrzehnten waren Eltern wie Zahnärzte der Ansicht, dass Milchzähne keiner besonderen Fürsorge bedürfen. Da sie ohnehin ausfallen und irgendwann Platz für das „echte“ Beißwerkzeug machen müssen, fanden viele Zahnarztbesuche erst ab dem sechsten Lebensjahr statt.
Mundhygiene ist jedoch ein wichtiges Unterfangen, dass sich schon in jüngsten Jahren antrainiert werden sollte. Auch Milchzähne haben Wurzeln und können ihren Besitzern empfindlichste Schmerzen bereitet.
Zu viel Zucker und zu nachlässiges Zähneputzen fördert Karies. Sind mehrere Zähne gleichzeitig betroffen, führen Kieferorthopäden den Eingriff unter Narkose durch. Wer den eigenen Sprösslingen eine solche Prozedur ersparen möchte, sucht frühzeitig und regelmäßig den Kinderzahnarzt auf und unterrichtet die Kleinen im „Von-Rot-nach-Weiß“-Zähneputzen.
Auch an Milchzähnen können Füllungen vorgenommen werden. Ignorieren Mütter und Väter die manchmal schmerzfrei entstehenden Löcher, trägt das später bleibende Gebiss Folgeschäden davon. Um das Kippen der Zähne zu vermeiden, setzen die Mediziner bei vorzeitigem Milchzahnverlust sogar Platzhalter ein.
Video: Mein Kind will seine Zähne nicht putzen, was kann ich tun?
Lückenreich – das Imperium der Zahnfee
Naht der erste Schultag, ärgern die Milchzähne erneut ihren Besitzer. Das Milchgebiss hat seine Schuldigkeit getan und beginnt im immer größer werdenden Mund etw
as verloren auszusehen.
Der viele Platz wird vom Kiefer registriert und das Durchbrechen des festen Gebisses angekurbelt. Vom Gehirn erfolgt der Befehl: „Wechselgebiss starten“ und schon wackelt das erste Exemplar!
Viele Kinder haben in jener Phase des Umbruchs Probleme beim Sprechen und tun sich mit Ch-, Sch- oder Zt-Lauten schwer. Weil es oft Tage dauert bis ein Zahn endgültig ausfällt und das blutende Zahnfleisch viele Kinder erschreckt, haben sich findige Eltern etwas besonderes ausgedacht:
Die Zahnfee. Sie soll dem Wackel-Reigen den Schrecken nehmen und jeder aufgefallene Zahn wird von ihr mit eine Kleinigkeit belohnt.
Kinder lieben Geschenke und zeigen sich Mama und Papa zu großzügig, wird gerne an völlig gesunden und stabilen Milchzähnen so lange gerüttelt, bis sie vorzeitig ausfallen. Die ersten Neulinge im Mund sind zumeist die Backenzähne. Beginnend mit dem 6. Lebensjahr, braucht das menschliche Gebiss rund fünf Jahre bis es vermeintlich komplett ist. Nach dem 12. Geburtstag befindet sich nur mehr selten ein Milchzahn im Kindermund.
Finaler Abschluss der Gebissentwicklung ist das Durchbrechen der Weisheitszähne, das ab dem 17. Lebensjahr beginnt.
Der lange Weg zum funktionstüchtigen Gebiss
Ein ebenmäßiges und strahlendes Lächeln gehört dieser Tage zum Schönheitsideal. Wollen Eltern ihre Kinder vor Zahnverlust, schmerzhaften Operationen und unschönen Fehlstellungen bewahren, haben sie bestenfalls ab dem 8. Lebensmonat regelmäßig den Zahnarzt aufzusuchen.
Er berät detailliert über die einzelnen, individuellen Entwicklungsschritte des Kinder-Gebisses und unterstützt bei der Zahnpflege. Weil Milchzähne spezielle Anforderungen stellen, gilt es eine altersgerechte Mundhygiene zu betreiben.
Hier weiterlesen: Die Panik vorm Zahnarzt – wie nehme ich meinem Kind die Angst?
Titelbild: ©iStock.com/evgenyatamanenko
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